So erlebte ich die WM der IPSF im Pole Sport in London ……
18.Juli 2014
…. Noch zwei Tage bis zur Weltmeisterschaft im Pole Sport. Frank und ich nahmen uns vor, rechtzeitig zum Flughafen zu fahren. Mit dem Gefühl ein sattes Zeitpolster in der Tasche zu haben, kamen wir am Flughafen an. Wir konnten jedoch nicht wissen, dass gefühlt ein Viertel der Bevölkerung Berlins verreisen wollte. Eine Menschenschlange wie in den besten Jahren im Heidepark vor der Achterbahn, ein Blick auf die Uhr ließ nichts Gutes ahnen. Wie von Geisterhand stand Frank plötzlich ganz vorne in der Schlange, irgendwie hat er mit seinem Charme und einer gewissen Portion Frechheit einen Platz ganz vorne ergattern können, noch 20 Minuten bis zum Abflug, vorher „nur noch“ der Sicherheitscheck. Ok, geschafft.
In London angekommen, bahnten wir uns den Weg in eine U-Bahn, dem Hauptverkehrsmittel dieser Stadt. Zuerst der Blick auf die Tarifzonen und der Suche nach dem richtigen Tarif, überall stehen Menschen an, der Londoner an sich scheint sehr höflich zu sein, wir erfuhren häufig Hilfe bei unserer Suche nach dem richtigen Weg. Unser Hotel lag sehr zentral und wir legten einen nicht unerheblichen Fußweg zurück, zu unserem kleinen Hotel in einer Nebenstraße. Zimmercheck, Klimaanlage vorhanden und funktioniert.
Warum finden Meisterschaften in den letzten Jahren eigentlich immer an heißen Tagen statt? Der Freitag war der heißeste Tag des Jahres in London, aber es sollte noch besser (heisser) kommen 😉
Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Bethnal Green zur legendären York Hall, einer berühmten Stätte für Box – Fans. Legendäre Boxveranstaltungen fanden in dieser ehemaligen Schwimmhalle mit bis zu 2000 Sitzplätzen statt. Ein sehr beeindruckender alter Bau mit einer gefliesten und sehr hohen Eingangshalle, von der man durch einen holzvertäfelten Vorraum in die Halle gelangt. Leider ist die Halle nicht mit einer Klimaanlage ausgestattet, eigentlich nicht so wichtig, wer rechnet schon in London mit Temperaturen wie auf Mallorca oder in der Türkei 😉
Wir waren mit Florenza verabredet, sie hat netterweise für die Athleten der Nationalmannschaft die Trainingsanzüge mit nach London gebracht. Alle Athleten aller Länder sollten bereits am nächsten Tag zu den Probenzeiten mit dem Anzug erscheinen. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals bei der Firma Actemium Cegelec GmbH bedanken, die uns die Anzüge gesponsert hat.
Taxi
Für den Rückweg zum Hotel nahmen wir uns vor ein Taxi zu nehmen, kein einfaches Unterfangen, wie sich herausstellte. Im Fließverkehr ließ sich kein freies erwischen, also gingen wir zu dem gegenüberliegenden Taxibüro, durch die kleine Luke baten wir um ein Taxi, keine Reaktion. Englisch nochmal gecheckt, Aussprache war auch in Ordnung, also nochmal….. keine Reaktion, nur ein müder Blick …. Ein subtileres „Mir ist scheiß egal, was ihr wollt!“ habe ich selten erlebt. Frank übernahm die Gesprächsführung mit dem Angestellten und erfuhr, dass schließlich Ramadan sei und er nun etwas essen und trinken wolle. Ok, akzeptiert, hat er mit seinem Arbeitgeber zu vereinbaren, aber völlig selbstverständlich davon auszugehen, ihm seinen Glauben ansehen zu müssen, ging uns zu weit.
Also ein Taxi in freier Wildbahn erobert und zum Hotel gefahren, auf dem Weg lächelte uns die Werbung und Schaufensterfront eines süßen Pubs an 😉 ….. „Zwei Bier bitte ….. ähm nee halt, stop … ein Bier und eine Cola“. Nun gut, Frank hatte sein Bier….
19. Juli 2014
06:30 Uhr!!!! DAS ist nicht meine Zeit, um 08:25 Uhr ist meine Probenzeit. Wir bestellten schon am Vorabend unser Taxi, es kam auch fast pünktlich, ich nutzte die Zeit und dehnte meinen Körper in der Vorhalle des Hotels, zum Erstaunen der Mitarbeiter der Rezeption. Wir kamen sehr knapp in der Halle an und wurden durch KT Coates begrüßt, im Augenwinkel sah ich erstaunliche Bewegungen auf der Bühne, Pink Puma … eine Frau die mich schon immer inspirierte, mal live zu sehen, herrlich und beeindruckend. Die übliche Aufregung, funktioniert die Musik, nichts vergessen? Große Rücksicht können die Veranstalter auf einzelne Sportler nur wenig nehmen, man sollte schon irgendwie alleine zurechtkommen …. Es sollten in den nächsten zwei Tagen mehr als 150 Sportler antreten. Ich kann mich hier nur nochmal bei dem Team um KT Coates bedanken, die Organisation und Durchführung durch die IPSF war aus meiner Sicht erstklassig. Nach meiner Probe wandelten wir durch die Halle und begnügten uns an den Verkaufsständen, trafen einige Bekannte und scheinbar auch Fans, denen ich Autogramme auf Eintrittskarten geben sollte, wie verrückt und schön ist das denn? Wir blieben noch einige Stunden in der Halle und sahen uns noch einige Sportler auf der Bühne an, für sie waren es die Qualifikationen in der Vorrunde für das Finale am nächsten Tag. Die Master – Klassen 40+und 50+ brauchten glücklicherweise keine Qualifikationen, dazu war wohl das Teilnehmerfeld auch recht klein, aber wie sich herausstellte auch sehr fein.
Ich war beeindruckt von dem Leistungsniveau, allerdings habe ich auch einige „große“ Namen der Pole Dance Szene vermisst. Woran liegt das? Weil es kein Geld zu verdienen gibt? Weil die Regeln konsequent sind?
Nachmittags liefen wir in London durch die verschiedensten Viertel, teilweise unheimlich, aber überwiegend sehr interessant, wir überschritten die Tower Bridge und sahen uns die Gegend an. Im Hinterkopf immer den Wettkampf am folgenden Tag. Ab ins Hotel 😉
20. Juli 2014
Aufstehen, ein wenig Frühstück und mit dem Taxi zur Halle….. Denkste Puppe!!! Die bestellte Taxe kam nicht, dafür später derselbe Taxifahrer vom Vortag.
In der Halle angekommen, ging das aufwärmen los, ich lernte die Konkurrenz kennen.
sprach mich an und fragte mich ob ich Yvonne Haug sei. Sie stellte sich als Yvette Austin vor und wir fielen uns in die Arme. Yvette und ich haben uns letztmalig in Göteburg anlässlich der Europameisterschaften vor 32 Jahren gesehen!! Vor 32 Jahren im Kunstturnen. Ab diesem Augenblick verbrachten wir den ganzen Tag „wie beste Freundinnen“ und hatten uns so viel zu erzählen.
… traf ich im außen liegenden Aufwärmbereich, Benita war mein erster Facebook – Kontakt aus der Pole Dance Szene, mich hatte damals schon ihr Spatchcock beeindruckt und dachte, den will ich auch können, es entwickelte sich eine herzliche Brieffreundschaft via Facebook
Alexandra Gerland, Karen Chaundy, Seiichi Yamazak, Marcela Ramirez, Samantha Fabbrini, Joanna Derybowska, Verónica Padilla, Ryoko Ibaraki und Monica van Beek lernte ich im Laufe des Tages kennen. Es hat sich eine sehr schöne Gemeinschaft hinter den Kulissen gebildet und wir hatten eine Menge Spaß.
Der Auftritt
Eine sehr lange Aufwärmzeit lag vor dem Auftritt hinter mir, ich staunte im Laufe der letzten Jahre über meine sich immer länger entwickelte Erwärmung, allerdings konnte ich mit Beruhigung feststellen …. Das ist normal!! 😉 Wir waren vor unseren Auftritten gemeinsam in den Umkleide- und Aufwärmräumen, bei 34 Grad aufwärmen (!!) …. Und ich stellte fest, ein längeres Aufwärmen ist einfach mal in den Klassen 40+ durchaus üblich und scheinbar erforderlich, die jüngste in unserem Kreis die liebe Alexandra Gerland benötigte die geringste Aufwärmzeit. Ok, Problem erkannt 😉
Unmittelbar vor meinem Auftritt gingen mir plötzlich viele Gedanken durch den Kopf, die mich an meine Zeit beim Kunstturnen erinnerten … ich fühlte mich kurz vor einem Ritt zum Mond J … die Nationaltrikots, die Erinnerungen an Yvette, die damaligen Europameisterschaften … alles kam in mir hoch … der Blutdruck stieg und es hämmerte in meinem Kopf vor Aufregung. Warum Yvonne? Du hast das doch schon alles hinter dir und die Welt hat sich bisher immer danach weiter gedreht … OK, die Tür ging auf und ich hörte nur „The next competitor Yvonne Haug“ …. ICH ….. oh Gott. Ich ging auf die Bühne und vergaß vernünftig zu laufen, Yvonne reiß dich zusammen, die Musik lief an und ich sah die Geräte meiner Leidenschaft, die Poles, und fühlte mich zu Hause. Ran an die Stange, ich merkte schon beim ersten Phönix –Spin das wird eine interessante Partie, die Stange war rutschiger als befürchtet (ich erwähnte bereits, keine Klimaanlage, ein echtes Sicherheitsproblem bei diesen Temperaturen) aber aufgeben is‘ nicht, ich schaltete auf meinen „Sicherheitsmodus“ um, ich wollte ein Rutschen nicht zulassen, habe aber mein komplettes Programm zeigen können. Das ging leider nicht allen in der Konkurrenz so, Backstage liefen bittere Tränen vor Enttäuschung und Entsetzen über das Erlebte, genau dies hat uns zusammengeschweißt. Ich bin mir sicher, dass alle Ladies gestärkt auf die nächste WM zugehen werden.
Ich hörte die Rufe aus dem deutschen Lager und war überglücklich, ohne zu merken, wie sehr ich mich angestrengt habe. Hinter der Bühne lag ich zunächst platt wie ein Flunder und jappste nach Luft, ein Betreuer brachte mir Wasser, ich wollte nur ein paar Minuten Ruhe zur Erholung. Auch wenn ich alles gezeigt hatte, sahen wir mich nicht auf dem Podest. Trotzdem hoffte ich so sehr, dass das viele Training sich nun doch einmal auszahlen könnte. Leider hatte ich nicht die Kraft mir die anderen ansehen zu können und ließ mich somit völlig losgelöst einer eigenen Meinung über die anderen überraschen.
Das Podest / Vizeweltmeisterin
Wir liefen alle wie an der Schnur gezogen auf die Bühne (Video), zunächst wurde die Klasse Masters 50+ mit der wirklich beeindruckenden Greta Ponterelli gekürt. Dann wurde für unsere Kategorie Yvette auf den dritten Platz gerufen, der Platz den ich mir erhoffte, ich sah alle meine Felle wegschwimmen. Na gut, vielleicht ein guter vierter oder fünfter Platz ….. „2nd Place … Yvonne Haug“ OH GOTT, JAAAAA, die Freude brach aus, ich war überwältigt …. Ich konnte mich mit Yvette freuen, wir beide auf dem Podest, unglaublich. Dann wurde Alexandra auf den ersten Platz gerufen, sie war schon vorher meine Geheimfavoritin, ich sah sie bereits im Internet, klasse Leistung. Sie war ebenfalls so überwältigt und hielt meine Hand als wenn sie sie nie wieder loslassen oder brechen wollte J ….
Aftershow
Danach gingen wir mit einigen der Mannschaft etwas Essen und Trinken, Frank und ich entschieden uns noch zur Aftershowparty zu gehen …. Das war ein Erlebnis, plötzlich wurde in der Bar eine X-stage light aufgebaut, Terri Walsh & Lisette Krol in ihren heißen Kleidern zeigten mit Alex Shchukin sowie einigen anderen Kunststücke die uns alle amüsierten und glaubt mir, seit diesem Abend weiß ich, die Stange kippt nicht um J. Interessant war dabei, das eine 0,33 Büchse (!!) Bier 5 Englische Pfund kostete und dazu ein Kaffeebecher gereicht wurde, na gut es war eine Cocktailbar.
Rückflug
Bevor wir uns auf die Reise begaben, fragte uns das Personal der Rezeption, die sich ja schon einen Tag vorher im Foyer morgens einen Eindruck machen konnten, nach dem Ergebnis der Meisterschaften und ich zeigte stolz „wie Bolle“ meine Medaille.
Am Tag der Abreise waren wir müde, aber glücklich und sind tatsächlich ohne ein besonderes Erlebnis nach Hause geflogen.
Eure Yvi